Gelegentlich freut man sich über schöne Texte zu Bienen, Imkerei und Natur in der Literatur:

  Wilhelm Busch, Schnurrdiburr oder die Bienen

Wilhelm Busch, Die kleinen Honigdiebe

 Wilhelm Busch, Umsäuselt von sumsenden Bienen

Johann Peter Hebel, Das Liedlein vom Kirschbaum


Hans Fallada, Heute bei uns zu Haus; Bienen im Garten, Honig des Lebens (Auszüge)

Zum enormen Honigkonsum eines alten Imkers:

"Herr Schuster war ein alter, in den Ruhestand getretener Landschullehrer um die Siebzig herum. Er hatte einen kahlen Kopf, einen langen weißen Schnurrbart, dessen Enden wie bei einem Wachtmeister der kaiserlichen Zeit festgedreht waren, eine hohe, helle Stimme und ein Herzleiden.
Sonst war Herr Schuster Imker, und er ist in seinem Leben wohl nur Imker gewesen. Die Imkerei war ihm Lebenszweck, Sinn des Daseins. Er lebte nur für die Bienen, er dachte nur an Bienen, er interessierte sich nur für Bienen. Selbst jetzt als alter Mann, da er den eigenen Bienenstand aufgegeben hatte, wirkte er immer weiter für die Imkerei: er verteilte Futterzucker, besuchte Tagungen, schrieb Artikel, beriet andere und aß Honig in unvorstellbaren Mengen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber Herr Schuster versicherte mir, daß er und seine Frau im Jahre gut drei Zentner Honig verbrauchten. Dann erlebte ich ihn bei uns Honig essend. Eine dünne Scheibe Brot mit ein wenig Butter lag auf seinem Frühstücksteller. Nun fuhr er mit dem Messer in den Honigpott. Es war guter abgelagerter Honig, zweimal geseiht und vierzehn Tage täglich dreimal mit einem dreikantigen Buchenstab fünf Minuten lang gerührt, wie es sein soll. Also kein flüssiges Zeug, sondern eine feste, weißgelbliche Masse, anzusehen etwa wie jener weiße Bernstein, der „Knook“ heißt.
Herr Schuster schnitt sich ein Stück etwa vom Gewicht eines halben Pfundes heraus, und das aß er nun teelöffelweise, wobei hinter jedem dritten oder vierten Teelöffel ein Bißlein Brot eingeschaltet wurde. Herr Schuster plauderte dabei fort von den Bienen, während er unseren Wochenbedarf an Honig auf einmal erledigte. Er hatte unsere aufgerissenen Augen überhaupt nicht bemerkt. Er versicherte uns, nur seinem Honigessen und dem Umgang mit Bienen verdanke er sein frisches Alter. Wenn dem wirklich so war, haben die Bienen sein Herz sträflich vernachlässigt, denn das machte Herrn Schuster redlich zu schaffen. Gott bewahre mich im übrigen vor solchem Honigesser in der eigenen Familie - ich müßte die Schriftstellerei an den Nagel hängen und nur noch Honig erzeugen!"


Hans Falladas Bienenhaus in Carwitz

Was Imker mit Sekten gemeinsam haben.

"Am Abend dieses Tages unserer beginnenden Bekanntschaft hielt mir Herr Schuster dann einen langen Vortrag über den Wolfenbütteler Kuntzsch-Zwilling. Es erwies sich, daß es unter den rechten Imkern ebenso viel Sekten gab wie in jeder anderen brauchbaren Religion. Es gab Gerstung-Anhänger und Freudenstein-Jünger. Es gab Zander-Gläubige und Normalmaßadepten. Es gab die Verehrer der Celler Magazinbeute und jene, die im Alberti-Blätterstock das Heil der Imkerei erblickten. Und dazu gab es natürlich noch seit Urvätertagen die Korbimker!
All diese unterschieden sich nicht in der Anbetung der Biene, sondern in der Art, wie sie ihr eine Behausung boten. Es gab da Dreietager und Zweietager und Stapelbeutenanhänger, je nach den Kästen, in denen sie ihre Bienen wohnen ließen. Es gab da Hinterlader und Oberlader.
Herr Schuster war ein Anhänger des Altmeisters Kuntzsch, und unter den Kuntzsch-Jüngern huldigte er wieder der Wolfenbütteler Richtung, von der die Lehre des Altmeister verfeinert und verbessert ist. Viel verstand ich an diesem Abend - und auch lange hinterher - noch nicht von den verschiedenen Heilslehren der Imkerei. Soviel erfaßte ich aber doch schon, daß die mir empfohlene Beute nur darum, «Zwilling» hieß, weil hier in einem Kasten zwei Völker untergebracht waren.
(…)
So bin ich durch Herrn Schuster Kuntzsch-Imker geworden, Spezies Wolfenbütteler Richtung. Und ich fühle mich sehr wohl dabei. Ich lächle natürlich mit leiser Überlegenheit, wenn ich von Oberladern und Karbollappen höre oder von dem Zwergenmaß der Freudensteiner-Beute. Immerhin bin ich noch klarsehend genug, zu erkennen, daß ich durch einen reinen Zufall zu meinem Glaubensbekenntnis gekommen bin. Hätte ich statt an einen Herrn Schuster an einen Herrn Schneider geschrieben, und wäre dieser Herr Schneider ein Verehrer des Blätterstocks Vollenda gewesen, so wäre ich heute Vollendist, statt eines Kuntzschickers. Über unsere wichtigsten Überzeugungen entscheiden wir nur selten selbst."


Gedichte von Georg Britting

Die Bienen

Junger Schnee 

Die Brombeerenschlucht

Verwilderter Bauplatz


Ernst Jünger, Helopolis, Das Apiarium

"Von weitem leuchteten bereits die gelben Körbe wie Ränge von Glocken in den Nischen des Gesteins. Die Bahnen der Immen vereinten sich zum Strome, zum dichten und scheinbar unbewegten Strahl. Ihr Summen verstärkte sich zu einem Brausen, das geistig wirkte wie das Schwingen einer unsichtbaren Saite, wie eine aus Licht gewebte Melodie. Wie rauschen von Wasserfällen oder wie eine Meeresbrandung rief es ein Gefühl sowohl der Freiheit als auch der Trunkenheit hervor."

„Es ist ja unaussprechliche Wonne die diese Tiere beflügelt und ihren Tag erfüllt. Wenn sich im Morgenstrahl die Blüten öffnen und ihr Tagewerk beginnt, erschallen weder Hörner wie in den Kasernen, noch Pfeifen wie auf den Schiffen, noch jene heulenden Sirenen, mit denen die Fabrik zur Arbeit ruft. Du hörst im Stockwerk der Waben und ihrer Zellen den Honigtanz als eine vom Nektar berauschte Melodie, die Lust und Heiterkeit erzeugt.“


Nicolai Gogol: Abende auf dem Vorwerke bei Dikanjka und andere Erzählungen     (Auszug aus dem Vorwort)

"Wenn ihr aber zu Gast kommt, so werdet ihr solche Melonen bekommen, wie ihr sie vielleicht noch nie gegessen habt; was aber den Honig betrifft, so schwöre ich euch, daß ihr auf keinem Vorwerk einen besseren bekommen habt: denkt euch nur, wenn man eine Wabe ins Zimmer bringt, so geht ein Duft durchs ganze Zimmer, man kann sich gar nicht vorstellen, wie schön er ist: rein wie eine Träne oder wie teures Kristall, das man in den Ohrringen trägt. ... Bienenzüchter Panjko der Rote"